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Meine Geschichte

Rubina Bergauer, NEUE Vorarlberger Tageszeitung vom 09.03.2014

Der Zufall hat Alessandro Santella nach Vorarlberg verschlagen. Denn der gelernte Schuhmacher stammt aus Bayreuth in Oberfranken. Dort fand der 29-Jährige jedoch keinen Job in seinem erlernten Handwerk. Da Alessandros Eltern in der Gastronomie tätig waren, lag es nahe, dass der junge Mann zur Überbrückung als Kellner arbeitet. Unter anderem in Tirol und in Liechtenstein. Bei einem Ausflug nach Feldkirch wurde er auf ein Geschäft aufmerksam, das sich auf die Fertigung von orthopädischen Schuhen spezialisiert hatte. „Mir war immer klar, dass ich nicht ewig in der Gastronomie arbeiten wollte. Ich vermisste die handwerklichen Tätigkeiten und wollte daher zurück in meinen erlernten Beruf“, erklärt Alessandro. Gedacht, getan. Der junge Mann bewarb sich um eine Stelle und arbeitete dann über zwei Jahre lang für besagtes Schuhgeschäft in Feldkirch, bevor er sich zum Schritt in die Selbstständigkeit entschloss. In Bludenz fand der Bayreuther schließlich ein kleines, leer stehendes Geschäftslokal. „Der Laden war etwas reparaturbedürftig. Gemeinsam mit einem Kollegen habe ich die Räumlichkeiten renoviert und mir meine Werkstatt eingerichtet“, berichtet der sympathische Jungunternehmer.

 

Crashkurs in Sachen Dialekt

Im September 2013 eröffnete er sein Geschäft in der Sturnengasse, mitten in der Alpenstadt. Der Anfang war nicht ganz leicht, ein detailliert ausgearbeiteter Business-Plan sei unerlässlich, um den Überblick über das eigene Unternehmen zu bewahren. Mit einem Augenzwinkern fügt Alessandro noch hinzu: „Ich habe schon gemerkt, dass es im Ländle gewisse Vorurteile gegenüber den Deutschen gibt. Doch ich bin der Meinung, wenn du offen und ehrlich auf die Leute zugehst, kommt auch genau das zurück.“ Und wie lief es mit dem Vorarlberger Dialekt? Hatte er anfangs Verständigungsschwierigkeiten? Alessandro lacht, dann antwortet er: „Es hielt sich in Grenzen. Denn als ich in Liechtenstein gekellnert habe, hatte ich schon einen Crashkurs in Sachen Sprache bekommen. Da musste ich bei manchen Bestellungen nämlich erst genau nachfragen, was die Kunden eigentlich von mir wollten, weil ich nichts verstanden hatte.“

Alessandro Santella hat sich auf Reparaturen spezialisiert. Und er hat viel zu reparieren: Von Schuhen über Taschen und Lederjacken bis hin zur Kuhglocke sind Kundenaufträge im Regal seiner Werkstatt zu finden. Selbst andere Unternehmen aus der Schuhbranche geben Reparaturarbeiten bei ihm in Auftrag, oder schicken ihre Kunden vorbei. Dabei bestimmt nicht die eigentliche Wertigkeit, was zur Reparatur kommt: „Im Prinzip ist egal, ob Schuhe 200 oder 15 Euro gekostet haben. Jeder hat ein Lieblingsstück und ist froh, wenn jemand da ist, der es wieder flicken kann. Da wird auch gerne dafür bezahlt“, weiß der junge Schuster zu berichten. Denn das Handwerk des Schuhmachers üben heutzutage nicht mehr viele aus: „Es hat sich zu einem Nischen-Beruf entwickelt. Viele, die eine Schuhmacher-Lehre absolvieren, machen etwas in Richtung Orthopädie. Einige werden Schuhdesigner. Ich übernehme eben sämtliche Reparaturen. Das reicht von Reißverschlüssen einnähen bei Taschen und Lederjacken über Besohlungen bei Schuhen bis hin zu diversen Näharbeiten.“ Auch eine original Montafoner Kuhglocke für den Almabtrieb hat er bereits wieder auf Vordermann gebracht.

Verschiedene Materialien

Die handwerkliche Herausforderung bei seiner Arbeit und der Umgang mit verschiedenen Materialien machten dem Oberfranken schon während seiner Ausbildung in München Spaß. „Der enge Kundenkontakt und die abwechslungsreiche Tätigkeit haben mich von Anfang an begeistert und tun es auch heute noch“, erklärt Alessandro mit spürbarer Begeisterung für seinen Beruf.